Der ASV Ottenhöfen hat sich in der Handball-Landesliga mit den Leistungen in den letzten Jahren viel Respekt erarbeitet. ,,Viele Konkurrenzen zählen uns auch in diesem Jahr zu den Topfavoriten." Das ist naheliegend und kaum verwunderlich, schließlich spielte der ASV in der Vorsaison bis zur letzten Partie um den Aufstieg mit und ist in der heimischen Schwarzwaldhalle traditionell eine Macht. Doch wegen der Abgänge mehrerer Leistungsträger stapelt Wagner deutlich tiefer. ,,Wenn wir am Ende auf Platz fünf oder sechs landen", blickt er in die Glaskugel, ,,würde ich das sofort unterschreiben."
Nicht zuletzt auch deshalb, weil die Vorbereitung für den Spielertrainer und sein Team ,,ziemlich holprig" verlief. ,,So viele Urlauber wie dieses Jahr hatten wir noch nie", berichtet er, ,,aber das ist nach der Corona-Zeit normal." Allerdings ziehen sich die Ausfälle auch in die ersten Saisonwochen. Kreisläufer Thomas Huber hat sich den Meniskus gerissen, sein Vertreter Jörn Schmälzle steht ab Oktober nicht mehr zur Verfügung. Mit Manuel Schnurr fällt ein Führungsspieler im ersten Heimspiel gegen Schutterwald II aus, Wagner selbst wird wahrscheinlich die zweite Heimpartie gegen die HSG Hanauerland verpassen. ,,Ich fühle mich momentan wie der Fußballtrainer einer zweiten oder dritten Mannschaft, der am Sonntagmorgen noch die Spieler zusammenkratzen muss", nimmt Wagner die Situation zumindest noch mit Humor.
Zwei Schlüsselspieler haben aufgehört
Der Verlust von Christopher Münz (Karriereende) und Matthias Vogt (Studium) trifft ihn noch wesentlich härter, denn dadurch ist die wichtige Position Rückraum Mitte vakant. ,,Das waren Schlüsselspieler für uns, das kriegen wir auf die Schnelle nicht kompensiert." Auf dieser Position ist nun der 20-jährige Aaron Fischer gefordert, Verantwortung zu übernehmen. ,,Er trainiert schon länger bei uns mit, ist talentiert und gewillt. Mal sehen, wie er sich entwickelt", will Wagner das Talent nicht zu sehr unter Druck setzen.
Im Tor bleiben nach dem Karriereende von Dominik Huber noch Philipp Schmieder und Nicolas Nock. ,,Das sollte passen", hofft der Spielertrainer, der eigentlich auch selbst etwas kürzertreten wollte. ,,Aber das kann ich mir vorerst abschminken", hat er längst eingesehen. Linkshänder Jörn Poß hat den ASV in Richtung HSG Hanauerland verlassen. ,,Wir werden versuchen, unsere Nachwuchsspieler langsam heranzuführen. Das ist unsere Philosophie und die trage ich komplett mit", so Wagner.
Schwerer Auftaktgegner
Mit dem Auswärtsspiel beim hoch eingeschätzten Aufsteiger TuS Nonnenweier wartet am Samstag direkt ein echter Härtetest auf den ASV. ,,Nonnenweier könnte sogar ein Außenseitertipp für ganz vorne sein", glaubt Ottenhöfens Coach, der außerdem den TVS Baden-Baden II und die SG Freudenstadt/Baiersbronn als Titelfavoriten sieht und eine ,,insgesamt deutlich ausgeglichenere Liga" erwartet.
Schmunzeln muss Wagner immer wieder, wenn die Gastvereine die Ottenhöfener Schwarzwaldhalle als ,,harzfreie Zone" fürchten. ,,Das ist eine willkommene Ausrede", glaubt er, ,,aber man kann das Spiel ohne Harz problemlos trainieren. Wir dagegen können uns nicht mit Harz auf die Auswärtsspiele vorbereiten."